Ortsporträt


Ortsporträt: Zornheim - Gemeinde mit tollen Aussichten

Wer an warmen Sommertagen in Zornheim morgens auf dem Lindenplatz eintrifft, staunt mitunter nicht schlecht: Eine große Freifläche mitten im Ort. Darauf der künstlerisch gestaltete Drei-Grazien-Brunnen. 

Spektakulär erhebt sich die Bartholomäuskirche in den Zormheimer Himmel. Die Kirchturmspitze wurde nachträglich höher gebaut, damit die Glocken auch in den Neubaugebieten gehört werden. Der Platz ist von Linden und Reben eingefasst. Am Rande gibt es Außenplätze vom benachbarten Bürgerhaus. Und mitten auf dem Platz steht, liegt, kniet eine Gruppe sportlicher Zornheimerinnen, die mit Gymnastikmatten ausgestattet ihre Übungen auf dem Platz macht. „Unser Zentrum ist belebt: Bei schönem Wetter gehen die Gruppen aus der Turnhalle raus“, freut sich Gerhard Kneib, der sich als gebürtiger Zornheimer, Landwirt, Ex-Politiker, vernetzt und verwoben in seiner Heimatgemeinde, hervorragend hier auskennt.

Der Lindenplatz ist das Zentrum: Hier finden Feste statt, hier ist die Turnhalle direkt nebendran, zudem die Feuerwehr und die katholische Kirche aus dem Jahr 1895. BeimBlick auf das Gotteshaus offenbart sich übrigens ein besonderer Anblick: Das Schiff sowie der untere Teil des Turms kommt in Bruchsteinoptik daher. Die Spitze des Turms dagegen ist in Nachkriegsmoderne gestaltet. „Da hat man nach dem Krieg, als die Gemeinde wuchs, den Turm erhöht, damit man auch in den weiter entfernten Ortsteilen die Glocken läuten hört“, sagt Kneib. Jetzt ist der Turm 43 Meter hoch.


BÜRGER BACKEN ZWEIMAL IM MONAT BROT

Ein Ausschankhaus für die Feste der Vereine gibt es auch am Lindenplatz, zudem einen Bouleplatz, der laut Kneib besonders abends gut frequentiert ist. Eine alte historische Kneipe wird gerade ortsmuseal hergerichtet. Und am Rande des Lindenplatzes steht der Backofen – so ein typisches Zornheimer Gemeinschaftsprojekt, das die Mitbürger auch dankbar annehmen. Entwickelt haben sie dieses Projekt selbst, unterstützt von der Ehrenamtsförderung des Kreises Mainz-Bingen. Und heute wird zweimal im Monat gebacken: „Es gibt die Backweiber und eine Männergruppe, die den Ofen zweimal im Monat anwerfen“, sagt Jochen Palmen, den man leicht immer wieder mal irgendwo trifft in den Straßen der Gemeinde. Er ist nicht nur einer der backenden Männer, sondern auch sonst sehr aktiv dabei, wenn es um ehrenamtlichen Einsatz für die Gemeinschaft geht. Rund 110 Brote pro Backeinsatz wandern aus dem Ofen in die Einkaufstüten: „Wir sind immer ausverkauft.“ Und was passiert mit dem Geld? „Der Backofen spendet die Einnahmen an soziale Zwecke“, sagt Kneib. So kommt das Geld wieder allen Zornheimern zu Gute. Das nennt man dann wohl Win-Win-Situation. Dieses Prinzip liegt auch dem Bürgercafé zu Grunde, das nur unweit vom Lindenplatz jeden Donnerstag zwischen 15 und 17.30 Uhr geöffnet hat. Wer neu ist in Zornheim und Kontakte knüpfen will: Dies hier ist definitiv ein guter Ort dafür. Zumal im gleichen Gebäude auch das Rathaus und die örtliche Bücherei untergebracht sind.

SCHLÜSSELPROJEKT HIWWELTOUR

Die Zornheimer waren schon immer sehr weitsichtig, was zum Beispiel daran erkennbar ist, dass die Gemeinde frühzeitig den Stadtbusanschluss nach Mainz in die Kommunalreform hineinverhandelt hat. Heute sind die Busverbindungen in die Stadt in der ganzen Verbandsgemeinde gut ausgebaut. Aber in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren war dies ein echtes Pfund für die Gemeinde. Die Folge: Viele Neubürger wollten nach Zornheim, wo immerhin auch tolle Ausblicke ins Rhein-Main-Gebiet und ins hintere Rheinhessen locken. Damit die Boden-Ressourcen aber nicht zum Spekulationsobjekt wurden, hat die Gemeinde das sogenannte Zornheimer Modell erfunden: Die Kommune kauft das potenzielle Bauland auf, erschließt es und verkauft die erschlossenen Grundstücke zu verhältnismäßig günstigen Preisen. „So konnten wir die Entwicklung der Gemeinde steuern und moderat halten“, sagt Kneib. Von etwa 1000 Einwohnern nach dem Krieg ist Zornheim mittlerweile auf über 4000 angewachsen – und wächst noch weiter. Neubaugebiete sind geplant, ein kleines Gewerbegebiet entsteht in Richtung Hahnheim. Zudem wird eine neue Sporthalle hinter Kindergarten und Grundschule gebaut.

Der erste schriftliche Hinweis auf Zornheim stammt übrigens aus dem Jahre 771 und ist in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Fulda belegt. Bei dieser Schenkung handelte es sich um zwei Weinberge – also wurde hier schon zu dieser Zeit Weinbau betrieben. Eine lange Tradition in der höchst gelegenen weinbautreibenden Gemeinde Rheinhessens, die auch heute noch weitergeführt wird. Zwar gibt es laut Kneib nur noch acht Winzerbetriebe, bei ehemals 70 Landwirten. Aber in der Gemeinde Zornheim werden immerhin 149 Hektar Wingert bewirtschaftet. Der Weinbau spielt also auch weiterhin eine nicht unwichtige Rolle in Zornheim.

Für Gerhard Kneib ist dies das Schlüsselprojekt, um das Thema Naherholung und Tourismus zu forcieren. Immerhin führt die neue „Hiwwelroute“ Zornheimer Berg durch und rund um die Gemeinde. Ausgangspunkt ist der Drei-Grazien-Brunnen. Von da ab geht es in Richtung Hahnheim, am Sportplatz vorbei mitten in die malerischen Weinberge. Der Jubiläumswald, ein Biotop und das Ruhkreuz sind weitere Punkte, an denen die 6,8 Kilometer lange Route vorbeiführt. Das Kreuz ist das Zentrum der Geschichte, hier hat man eine tolle Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Und hier bieten die Winzer im Sommer zuweilen einen Wochenendausschank an. „Zornheimer Berg“ ist zwar die kürzeste aller Hiwweltouren, aber sie ist mit einzigartigen Besonderheiten gespickt. Dazu gehören die optisch ansprechend gestalteten zehn Informationstafeln.

Zurück im Dorf bleibt noch Zeit, sich ein wenig in den alten teilweise verwinkelten Gassen umzutun: Untergasse, Universitätsstraße, Kirchgartenstraße, Kapellenstraße, Neugasse heißen hier die Straßen, in denen sich seit Jahrhunderten das Zornheimer Leben abspielt. Alte historische Häuser wechseln sich hier mit Neubauten ab – ein typisches Bild für die rheinhessischen Orte unserer Zeit. In der Nähe des Gemeindehofes steht denn auch das wohl älteste Gebäude Zornheims: die sogenannte Burg. Denn eigentlich ist es keine, war auch nie eine. Aber vom Aussehen her erinnert sie ein wenig daran. Und vom Gemeindehof aus gibt es noch eine kleine Zornheimer Besonderheit: Auf etwa 150 Metern passiert der Spaziergänger vier Plätze: Den Mareuil-le-PortPlatz, dann den Lindenplatz mit einem Abstecher zum Ulmenplatz und am Ende den Röhrbrunnenplatz unterhalb der Kirche – vor einigen Jahren saniert, bietet er einen wunderbaren Endpunkt des Spaziergangs.


ZORNHEIM
Über 4000 Menschen leben in Zornheim, dessen Gemarkung 558 Hektar groß ist. Davon werden 136 Hektar für den Weinanbau genutzt. Partnergemeinden sind Mareuil-le-Port und Großrudestedt. Die Bürger können in 47 Vereinen aktiv sein. 

Bildunterschriften (von oben nach unten):
1. Der Drei-Grazien-Brunnen in Zornheim.
2. Spekatkulär erhebt sich die Zornheimer Kirche.
3. Der Zornheimer Backofen: bekannt für gutes Brot!
4.  Wandern und zwischendrin schön gemütlich ausruhen: die Hiwweltour Zornheimer Berg.
5. Ur-Zornheimer: Gerhard Kneib.

Aus der Broschüre "Mitten in Rheinhessen". Kostenlos erhältlich im Rathaus der Verbandsgemeinde Nieder-Olm
Text: Bardo Faust
12. Februar 2019